gespraeche in der kunst klein Gespräche mitten in der Kunst

Erstmals waren Jugendliche der Sekundarschule zu Gast in der Synagoge. Schon im Vorfeld hatten sie sich mit der Geschichte des besonderen Gebäudes, mit Magdalene Bischinger und dem Thema "Holzschnitt" beschäftigt. .....

Jugendliche, Grundschulkinder und Erwachsene beschreiben die eigenen Sichtweisen auf die Arbeiten von Magdalene Bischinger


Oerlinghausen (kap). Liebe und Hass, Verzweiflung und Hoffnung, Glück und Trauer, Tod und Leben. Die Sennestädter Künstlerin Magdalene Bischinger hat diese Gegensätze bei ihrer aktuellen Ausstellung "Ins Holz geschrieben" im Raum der Alten Synagoge gegenübergestellt. Auf langen China-Seidenpapierbahnen gedruckte Holzschnitten. Elf Zehntklässler des Kunstkurses der Heinz-Sielmann-Schule haben sich jetzt ihr eigenes Bild gemacht.


Erstmals waren Jugendliche der Sekundarschule zu Gast in der Synagoge. Schon im Vorfeld hatten sie sich mit der Geschichte des besonderen Gebäudes, mit Magdalene Bischinger und dem Thema "Holzschnitt" beschäftigt. Pädagogin Marie-Anne Flüchter-Steffen möchte die Premiere als Start für weitere Besuche mit Kursen sehen. "Jeder sollte, bevor er die Schule verlässt, hier gewesen sein." Ihre Schüler hatte sie im Vorfeld auf die ausgestellten Arbeiten in den Fenstern der Synagoge vorbereitet. Nicht auf Holz, aber auf Styropor war gedruckt worden. Thema "Pop Art", plakativ, farbig. Ganz anders die in Schwarz und Weiß gehaltenen gedruckten Holzschnitte.

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Die von Magdalene Bischinger verwendeten und stark vergrößerten hebräische Schriftzeichen in immer wieder anderen Gestaltungsformen zu deuten, stellt eine Herausforderung dar. Die Zehntklässler nehmen sie an. "Hass ist das schwierigste Bild", findet Malte Schüppel (16). Leben und Tod, sie seien hingegen klar zu erkennen.


Jana Schleicher (16) glaubt, dass die Verzweiflung deshalb überwiegend dunkel gestaltet worden ist, weil "die Gefühle eher negativ sind". Beim Glück, der einzigen Arbeit, die einen Kreis zeigt, sind die Meinungen gespalten. "Chaotisch, aber schön", finden die Jugendlichen. "Ausgelassenheit, die das Glück hervorruft, wird widergespiegelt", findet Malte.


Auch, warum die Künstlerin im unteren Bildteil mit schwarzer Farbe gearbeitet hat, kann er sich erklären: "Liebe hat auch seine Schattenseiten." Für Dennis sieht es so aus, "als ob die Buchstaben in die Dunkelheit fallen". Kunsterzieherin Dorothee Sommer, die Anfang Mai in die Ausstellung eingeführt hatte, zeigt sich beeindruckt von den Interpretationen der Jugendlichen. Bereits zwei Tage zuvor hatte sie Grundschulkinder zu Gast gehabt, die spielerisch zu Kunstentdeckern wurden. Vor dem Bild "Trauer" haben sie traurig geschaut, vor dem "Glück" sind sie in die Höhe gesprungen. "Sie haben die Begriffe auf ihre Weise herausgelesen."


Die Erwachsenen-Sicht zeigte sich beim Kunstgespräch. Ein Dutzend Kunstinteressierte bemerkten, wie sich der Raum der Synagoge mit den in den Fenstern hängenden Arbeiten verändert. Starke Zeichen sahen sie, das freie Spiel der Buchstaben zu einem Bildganzen. Und zwischendurch, da fiel immer wieder das Sonnenlicht durch die transparenten Arbeiten hindurch. Ein wiederum neues Seherlebnis. Am Sonntag, 15. Juni, findet ab 17 Uhr eine Finissage mit Lesung in der Synagoge statt.


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05 - Bielefeld mit Oerlingh.-Leopoldsh., Mittwoch 28. Mai 2014