"Interview mit den beiden Abteilungsleiterinnen"

Seit acht Jahren gibt es mittlerweile die Heinz-Sielmann-Sekundarschule in Oerlinghausen. Sie ist das Nachfolgemodell der damaligen Verbundschule, die aus einem Hauptschulzweig und einem Realschulzweig bestand. Mittlerweile ist die Heinz-Sielmann-Schule zu einer gewachsenen, kleinen Gesamtschule geworden, die sich einer immer größeren Beliebtheit erfreut und seit drei Jahren erfolgreiche Abschlussjahrgänge verabschiedet. Grund genug, einmal bei den beiden Abteilungsleiterinnen Kerstin Trägenap-Zunkel und Regine Schulze nach dem Erfolgsrezept, aber auch anfänglichen Schwierigkeiten zu fragen.

Frau Trägenap-Zunkel, welche Schwierigkeiten gab es in den Anfangsjahren mit der Sekundarschule?

In den Anfangsjahren war das Konzept der Sekundarschule in der Bevölkerung relativ unbekannt. Daher gab es viel Beratungs- und Aufklärungsbedarf, um Kinder mit allen Grundschulempfehlungen (Haupt-, Real- und Gymnasialempfehlung) zu gewinnen.

Frau Schulze, bestehen diese Schwierigkeiten zum Teil heute immer noch oder hat sich etwas verändert?

Es gibt inzwischen weniger Vorbehalte gegenüber unserer Schulform, weil wir schon viele Jugendliche nach Klasse 10 entlassen haben, die auf ihren sich anschließenden Wegen – wie auch immer diese Wege aussehen - sehr erfolgreich sind.

Frau Trägenap-Zunkel, worin sehen Sie denn die besonderen Stärken der kleinen Gesamtschule?

Die kleine Gesamtschule ist deutlich übersichtlicher als große Systeme. Das kommt vor allem ruhigen Schülern entgegen und bietet ihnen mehr Entfaltungsmöglichkeiten. Das Klima in der Schule ist geprägt von persönlichen Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern. Durch die kleineren Klassen kann besser auf individuelle Defizite einzelner Schüler eingegangen werden.

Frau Schulze, welche Stärken sehen Sie?

Unsere Schülerinnen und Schüler werden bis zum Ende der Klasse 9 nicht versetzt. Sie dürfen sich also auch mal eine schwächere Phase oder ein schwaches Fach erlauben, ohne dass die Schullaufbahn unmittelbar gefährdet ist. Andererseits können sie ihre Stärken durch die Leistungs- und Neigungsdifferenzierung in sechs Fächern ausbauen. Wichtig ist auch zu wissen, dass die Kinder eine zweite Fremdsprache wählen können; aber auch ohne eine zweite Fremdsprache an unserer Schule ist später jede Schullaufbahn bis hin zum Abitur möglich. Unsere Stärken sehe ich auch in der Berufsorientierung, die bei uns durch drei Praktika in den Klassen 8, 9 und 10 geprägt ist.

Frau Trägenap-Zunkel, letztes Jahr hat Ihre Tochter die HSS mit einem Qualifikationsvermerk für die Oberstufe verlassen. Wie geht es ihr mittlerweile an der neuen Schule und war Ihre Schulwahl damals die Richtige?

Meine Tochter macht im nächsten Jahr ihr Abitur an einem Wirtschaftsgymnasium in Bielefeld. Nach einem Jahr Schulzeit, die von den Einschränkungen der Coronazeit geprägt war, ist sie sehr gut in der neuen Schule angekommen. Als damals junge und ruhige Schülerin konnte Sie die Zeit auf der Heinz-Sielmann-Schule nutzen, um für die weiterführende Schule zu reifen und sich zu entwickeln.

Frau Schulze, die Sekundarschule bietet alle Schulabschlüsse der Sekundarstufe 1 an, hat aber keine eigene Oberstufe. Warum empfehlen Sie auch Eltern von leistungsstarken Kindern, diese an der HSS anzumelden.

Wir sind eine Schule für alle Kinder. Deshalb ist eine Differenzierung im Unterricht wichtig, so dass auch gymnasiale Standards erreicht werden. Wir wünschen Kindern einen kurzen Schulweg in einer überschaubaren Schule und Schulfreunde, die in der Nähe wohnen. Der spätere Übergang in eine Schule mit gymnasialer Oberstufe wird von uns gut begleitet. Nach Klasse 10 sind unsere Schülerinnen und Schüler in der Lage eine fundierte Entscheidung zu treffen, ob sie an eine Gesamtschule, ein Gymnasium oder ein Berufskolleg wechseln möchten.

Eine letzte Frage. Schule muss sich ja weiterentwickeln. Frau Trägenap-Zunkel, wo sehen Sie noch Entwicklungspotential?

Die durch die zunehmende Digitalisierung und die neuen Medien sind verschiedene Möglichkeiten entstanden, den Unterricht spannender und abwechslungsreicher zu gestalten. In Zukunft müssen wir Konzepte entwickeln, mit denen wir das ganze Spektrum der Schülerschaft ansprechen bzw. fördern und fordern können.

Und sie Frau Schulze?

Wir haben uns auf den Weg gemacht, die MINT-Fächer zu stärken. Mit dem Fach Robotik ab Klasse 9 ist ein Anfang gemacht. Hier gibt es viele weitere Ideen, die realisiert werden sollten. Auch im Bereich des selbstorganisierten Lernens können wir noch besser werden.

Herzlichen Dank!

 

Foto: HSS